NICOLE KRENN
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Flora Pondtemporary



26.07.2019
17h

Stiftsteiche, 4490 St. Florian




Ausstellungsdauer: 26.Juli – 29.September 2019

Mit: Catrin Bolt, Anita Fuchs, Markus Hiesleitner, Daniela Krajcová, Nicole Krenn, David Leitner, Klara Paterok, Patricia J. Reis, Franz Tišek, Lukas Walcher
Kuratorin: Lenka Kurková

BETONSAAL Malerei auf Beton , vergoldete Baumwurzel 8 x 5m 2019
BETONSAAL Malerei auf Beton , vergoldete Baumwurzel 8 x 5m 2019


FloraPondtemporary

Die Ausstellung Flora Pondtemporaryist ein Kunstprojekt, das im Jahr 2019 zum ersten Mal an den Ufern der Stiftsteiche in St. Florian stattfindet. Hier wird die Kunst in einer ungewöhnlichen Situation präsentiert, nicht in der Galerie oder in den Straßen der Stadt, sondern inmitten der Vegetation. Das Publikum sieht also tatsächlich viel mehr Flora als Kunst. Und zu diesem Publikum gehören nicht nur Menschen, auch die Pflanzen und Tiere schauen sich die Kunst an. Der Titel der Ausstellung ist ein humorvoller Verweis auf den Ausdruck der contemporary art(engl. für zeitgenössische Kunst) und stellt mit pond(engl. für Teich) eine Verbindung zu den Stiftsteichen her.

"Pondtemporary Kunst" bezieht sich auf die Verbindung von Kunst und Natur. In den Kunstwerken finden natürliche Materialien oder Elemente Verwendung und die Werke reagieren auf die natürliche Umwelt und beziehen sich thematisch auf das Verhältnis des Menschen zur Natur. Entscheidend ist, dass die Arbeiten nicht gegen die Natur bestehen sollen, sie sind natürlichen Prozessen ausgesetzt, die sie mit der Zeit verändern und möglicherweise zerstören. Der Mensch hat seine Pläne, aber die Natur hat ihre eigenen Pläne, die respektiert werden müssen.

Kunst, die unsere Aufmerksamkeit auf die Natur und ihre Prozesse lenkt, thematisiert auch Umweltprobleme, die in der heutigen Gesellschaft diskutiert werden. Dürre, extremes Wetter und durch menschliches Handeln verursachte Naturveränderungen sind keine abstrakte Bedrohung mehr, sie sind eine konkrete Erfahrung für jede und jeden von uns.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte, besonders zur Zeit der Aufklärung, hat sich die Idee durchgesetzt, dass der Mensch autonom und unabhängig von der Natur und seiner Umwelt ist. Die Natur war Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, aber alles, was das menschliche Subjekt nicht verstehen konnte, weil es nicht seiner Logik und Vernunft entsprach, wurde vom Erkenntnisprozess ausgeschlossen. Es herrschte der Glauben, dass die Vernunft die Welt erobert, die Natur beherrscht und dominiert. Diese Idee der unbegrenzten Macht des Menschen über die Natur hat überraschend lange überlebt, und wird sogar bis heute noch häufig vertreten.

Andere Denkrichtungen (z.B. ökologische Philosophie, Umweltethik) bringen jedoch neue Perspektive mit sich: Sie nehmen Natur und Mensch als ein zusammenhängendes Netzwerk von Elementen und Beziehungen wahr. Der Mensch ist der Natur nicht überlegen, sondern Teil der Natur. Alle Elemente schaffen miteinander eine Harmonie und sie brauchen einander. Die Ausstellung Flora Pondtemporaryknüpft genau an dieses Naturverständnis an: Kultur und Natur stehen weder in einem Konkurrenzverhältnis noch sind sie voneinander getrennt. Der Mensch dominiert hier die Natur nicht, er steht in einem respektvollen Verhältnis zu ihr. Diese Idee ist alles andere als neu, wird aber noch nicht allgemein akzeptiert. Kunst könnte dabei helfen dies zu ändern, weil sie nicht in erster Linie die Rationalität zur Wahrnehmung der Welt nutzt, sie beschäftigt sich auch mit Emotionen, Träumen und Visionen. Kunst kann die Rolle eines sozialen Labors für die Zukunft spielen.



Nicole Krenns neueste Arbeit: Betonsaal liegt direkt an einem Kleinwasserkraftwerk. Die Arbeit ist die architektonische Dekoration der Anlage. Als BetrachterIn mag man überrascht sein, unter welch aufwendigen Umständen die Marmorplatten an diesen Ort gekommen sind, doch bei näherer Betrachtung wird klar, dass wir einer optischen Täuschung erlegen sind. Die Struktur des Marmors ist auf einem bekannten und gewöhnlichen Material gemalt: Beton. Die Arbeit bezieht sich auf den Marmorsaal des St. Florianer Stifts und auch dort wird der echte Marmor ab der Sockelzone durch eine gemalte Marmoroberfläche erweitert, ein für den Barock typischer illusorischer Eingriff in die Architektur (Stuckmarmor, bemalter Putz). Marmor in der Architektur symbolisierte Macht und Repräsentation. Dieses Kunstwerk erinnert uns unter anderem daran, dass Machtausübung nur eine Täuschung sein kann. Ebenso wie die Herrschaft des Menschen über die Natur, die keine Realität, sondern eine gut getarnte Illusion ist.

(Text: Lenka Kurkurová)

Die Kulturdrogerie, ein Artist-run-space im 18. Bezirk in Wien, transferiert die Idee der gelebten „sozialen Skulptur“ über die Sommermonate auf das Land nach St. Florian. Das Projekt Flora Pondtemporary an den St. Florianer Stiftsteichen bietet die Gelegenheit die Gegensätzlichkeiten von Stadt und Land, Raum und Verdichtung, Tradition und Trend temporär auszugleichen.

Das öffentlich zugängliche Arial der St. Florianer Stiftsteiche im Ortszentrum St. Florians bietet Fläche und Raum für das Projekt Flora Pondtemporary. Die zwei Hektar große Teichanlage des Stifts St. Florian ermöglicht ein Arbeiten in der Natur und mit der Natur, ist Versuchsraum und Freiluftatelier für die Kuratorin und die KünstlerInnen.

Neben neuen ortsbezogenen Arbeiten, die am Fischteich entstehen, sollen auch Arbeiten, die in der Kulturdrogerie in Wien entstanden sind, für Flora Pondtemporary präsentiert werden.

Das Projekt öffnet sich von Beginn nach Außen und heißt Publikum jederzeit willkommen, um so einen lebendigen Austausch zwischen den KünstlerInnen und interessierten BesucherInnen zu gewährleisten. Die Arbeiten, die während des Projekts realisiert werden, werden auf dem Gelände dauerhaft ausgestellt und bilden eine ortsbezogene Kunstansammlung in St. Florian, die zum Gespräch anregen soll.